Wenn die Themen nicht mehr loslassen

Das Ende eines Projekts bedeutet nicht, dass auch das Interesse für das Thema aufhört

Zwei Wege führen zu neuen Projekten der Fachberatung und der angewandten Forschung. Ad eins: ein Auftraggeber gibt das Thema resp. Problem und das zu erreichende Ziel vor. Beim zweiten Weg generiert man den Projektvorschlag selbst, z. B. im Rahmen von Forschungsprogrammen. Beiden Wegen gemeinsam ist, dass recherchiert werden muss, welches Wissen und welche Lösungen schon vorhanden sind. Internationalität ist dabei selbstverständlich.

Auf diese Weise habe ich zahlreiche Projekte bearbeitet. Doch mit ihrem Abschluss lässt nicht automatisch das Interesse für das jeweilige Thema nach. Im Gegenteil, man ist dafür oft stärker sensibilisiert als vor dem Projekt. Zugehörige neue Informationen werden weiterhin aufgenommen.

Geschah das bis vor einigen Jahren vorwiegend über Printmedien, so stehen heute Newsletter im Mittelpunkt. Sie lassen sich meist so spezifizieren, dass nicht alle möglichen, sondern ausgewählte Informationen übermittelt werden. Dafür nimmt die Zahl der potentiell interessanten Newsletter-Verfasser zu.

Ein Beispiel: mein aktueller Beitrag in der Zeitschrift „Internationales Verkehrswesen“ über Ziele und Strategien zur Förderung des Radverkehrs in Australien und den USA (September 2015). Auf die Aktualität des Themas bin ich durch Newsletter des Transportation Research Board (TRB) und von Austroads gestoßen. Beim Studium der dort angegebenen Publikationen gelangte ich zu weiteren Quellen, z. B. der US – „Alliance for Biking & Walking“. Deren Newsletter kommt nun auch regelmäßig. Und so weiter und so fort…

Ähnlich geht es mir bei anderen Themen, die mich nicht mehr loslassen: vom Erhaltungsmanagement für verkehrstechnische Straßenausrüstungen, das ich in der Fach- und Unternehmensberatung sowie Forschung bearbeitet habe, gelangte ich zur übergreifenden Life –Cycle – Betrachtung kritischer Verkehrsinfrastrukturen. Ein Thema, das in den USA sehr drängt. Bislang habe ich es nur rezipiert, sehe hier jedoch auch eine große Relevanz für Deutschland. Vor allem in Hinblick auf die vorrangig technikgetriebene Entwicklung neuer Systeme im Straßenverkehr (kooperative Systeme, autonomes Fahren).

Letztere berührt auch sehr stark das Verkehrsmanagement. Ein Arbeitsgebiet, auf dem ich in den vergangenen Jahren recht aktiv war bzw. bin. Die internationalen Recherchen zeigen hier mehrere interessante Trends. Natürlich dreht sich weltweit vieles um „Connected Vehicles“. Daneben spielt das „Integrated Network Management“ / „Integrated Corridor Management“ mit Einschluss verschiedener Verkehrsträger und deren zweckmäßigen Verknüpfung eine wichtige Rolle. Das alles kann nur gut funktionieren, wenn außer den professionellen Akteuren auch die eigentlichen Adressaten, die Verkehrsteilnehmer, Bescheid wissen. Dadurch erhöht sich der Stellenwert von Verkehrsinformationssystemen. Neue „Traveller Information Systems“ müssen drei Bedingungen erfüllen: richtige, zeitgerechte und personalisierte Informationen liefern. Dabei ist eine zunehmende Selbstorganisation des Verkehrs über soziale Netzwerke und andere private Datenplattformen festzustellen.

Bei alledem bleiben die individuellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten und Grenzen der Mobilität ein wichtiges Thema in der internationalen Literatur. Mich reizt dabei zu erfahren, wie Länder mit bislang überwiegender Autonutzung die Vielfalt des Verkehrs entdecken und entwickeln. Das beginnt damit, auf welchen Wegen und auf welche Weise man von A nach B gelangt, und reicht weiter zu lebenswerter Umwelt, besserer Gesundheit und geringerem Ressourcenverbrauch durch den Verkehr. Der oben genannte Zeitschriftenbeitrag hat das Thema angerissen.

Als freiberuflicher Verkehrsingenieur kann ich nicht alle für mich interessanten Themen zu Projekten machen. Aber ich kann mein Wissen und neue Informationen anbieten. Fachbeiträge in Zeitschriften, Vorträge oder einfach nur ein Blogbeitrag, das ist ein Weg. Weil mich die Themen nicht loslassen.

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