Über sieben Brücken kannst du gehn…

Eine kleine Variation des bekannten Lieds und die Dresdner Elbe-Brücken

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Neun Brücken verbinden das linke Elbufer in Dresden mit dem rechten, und umgekehrt. Auf einer davon rollt die Eisenbahn, ein weitere nutzt die Autobahn (mit Radfahrbahn daneben, für die Genauen unter den Lesern). Folglich kann man über sieben Brücken gehen.

Städte, die an Flüssen gebaut wurden, leben mit und durch ihre(n) Brücken. Stadtgeschichte ist zugleich die Geschichte der geplanten und (nicht) realisierten Brücken.

Der Journalist Peter Hilbert von der „Sächsischen Zeitung“ schreibt in seinem Buch „Dresdner Brücken – Von den Anfängen bis zur Gegenwart“ auch über die Geschichte und die heutigen Anforderungen an die Flügelwegbrücke, die Marienbrücke, die Augustusbrücke, die Carolabrücke, die Albertbrücke, die Waldschlößchenbrücke und das „Blaue Wunder“. Zeitzeugen kommen zu Wort.

Weithin bekannt ist das Dresdner Dilemma um den Bau der Waldschlößchenbrücke und die Aberkennung des Welterbe-Titels. Und doch nichts Außergewöhnliches. Weltweit gab und gibt es Auseinandersetzungen darüber, wie man von einem Ufer zum anderen kommt.

Beispiel 1: Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand keine feste Verbindung über die Donau zwischen den beiden Städten Buda und Pest. Der ungarische Graf István Széchenyi initiierte 1832 die Gründung des Budapester Brückenvereins. Die Kettenbrücke wird geplant, von ihren Gegnern bekämpft, dann doch gebaut und 1849 eröffnet. József Lengyel (1896-1974) schrieb darüber und über das aufregende Leben des Grafen Széchenyi sein berühmtes Buch „Die Kettenbrücke“.

Beispiel 2: Am 14. April 2016 erschien in der Online-Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ein Bericht über die geplante „Garden-Bridge“ in London. Im übernächsten Jahr soll sich die 366 Meter lange Brücke über die Themse spannen. Dann überqueren die Passanten den Fluss durch einen üppig grünen Garten. Das Projekt ist nicht neu. 1997 entstand die Idee, auf diese Weise der verunglückten Lady Di zu gedenken… Gestritten wird heftig über das neue „Disneyland mit Pflanzen“. Ist es öffentlicher Raum oder privater Park mit Restriktionen in der Nutzung? Weil die Brücke teurer wird als ursprünglich kalkuliert (!), reichen private Spenden nicht aus, die Stadt muss zuzahlen.

Zurück nach Dresden. Seit 2013 wird schrittweise das Elbe-Brücken-Informationssystem (EBIS) aufgebaut. Es informiert vor allem ortskundige Pendler online über die aktuelle Verkehrslage auf den Elbbrücken. Wenn möglich, kann man auf eine Alternativroute ausweichen. Die Stadt Dresden zählt EBIS zu ihren ersten Smart City Projekten. Smart City ist das Synonym für die vernetzte Stadt.

Die Herkunft des englischen Worts „smart“ ist wesentlich älter als sein Gebrauch im digitalen Zeitalter. Nach wiktionary.org steht es für aufgeweckt, geschickt, umtriebig, weitläufig, weltgewandt usw., schlichtweg also für intelligent.

Brücken einer wirklich smarten Stadt sind nicht nur unverzichtbarer Teil einer intelligent genutzten Verkehrsinfrastruktur. Es sind zugleich Elemente urbanen Lebens im weiteren Sinne. Die Entscheidung, die Augustusbrücke nach ihrer Sanierung vom motorisierten Individualverkehr zu befreien, ist gut für Fußgänger und Radfahrer. Sie zeugt auch von einer weltgewandteren Sicht auf die Stadt. Vielleicht gelingt Ähnliches bei der Erhaltung der Loschwitzer Brücke, dem „Blauen Wunder“. Was natürlich bedeutet, an anderer Stelle den Autoverkehr fließen zu lassen… Womit wir wieder bei der Waldschlößchenbrücke angelangt sind.

Natürlich heißt es: Über sieben Brücken musst du gehn. Es ist das Titellied des gleichnamigen Films, der im Jahre 1978 urgesendet wurde. Die Geschichte einer Liebe ohne Happy End zwischen einem Polen und einer Deutschen.

Komisch, warum man bei diesem Lied auch an Dresden und seine Brücken denkt…

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