Mobilität und Verkehr – nur ein gängiges Begriffspaar?

Versuch einer Erklärung für den Namen dieses Blogs

Begriffe haben etwas mit Begreifen zu tun. Begriffe werden definiert, damit alle sie im gleichen Sinne verwenden. Das soll in verständlicher, nachvollziehbarer – eben in begreifbarer – Weise erfolgen. Die Begriffe Mobilität und Verkehr begegnen mir in meiner Arbeit sehr häufig, teilweise inflationär. Ein Hinterfragen lohnt sich also.

Verkehr wird als „Ortsveränderung von Personen und Gütern“ definiert. Mobilität ist die „Fähigkeit zur Ortsveränderung“. So steht es zum Beispiel in den „Begriffsbestimmungen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV)“ oder sinngemäß in Wikipedia.org. Das klingt verständlich und nachvollziehbar.

Seit Neuerem fügt man jedoch der Definition des Verkehrs auch die Ortsveränderung von Nachrichten und Energie hinzu. Fehlt dann nur noch das Wasser in der Leitung…

Der Umgang mit dem Begriff Mobilität ist fast grenzenlos. Das resultiert vor allem aus dem Anspruch der so genannten modernen Gesellschaft, zu jeder Zeit an jeden Ort gelangen zu können. Dabei treffen die individuellen Fähigkeiten, sich bewegen zu können, auf die geografischen, ökonomischen, sozialen und technischen Rahmenbedingungen, die den Ortswechsel erlauben oder eben nicht.

Mobilität ist eine elementare und zugleich entscheidende Voraussetzung für das Leben. Ohne sie erweisen sich Wohnen, Arbeiten, Versorgen, Erziehen und Ausbilden, Betreuen und Zerstreuen als sehr schwierig bis unmöglich (ohne die Hilfe anderer). Der Umgang mit Menschen, die aufgrund von Behinderungen und Krankheiten oder Armut weniger oder nicht mobil sind, hat deutlich an Stellenwert gewonnen. Gerade habe ich in diesem Zusammenhang den Begriff Soziale Exklusion gelesen (Quelle: FGSV). Mobilität ist wichtig, um Gefahren entfliehen zu können. Täglich zwingen Naturkatastrophen, technische Havarien, Terror und Krieg Menschen dazu, Orte zu verlassen und an andere zu gelangen.

Wie gehören nun Verkehr und Mobilität zusammen?

Verkehr ist eine Form der physischen Realisierung von Mobilität. Sport wäre eine weitere. Wobei die Grenze zwischen beiden Formen keine starre ist, wie es Radfahren oder einfach das Laufen zeigen.

Verkehr vollzieht sich in der Weise, dass Verkehrsteilnehmer sich mit oder ohne Verkehrsmittel in der Verkehrsinfrastruktur bewegen. Das funktioniert über Selbstorganisation und/ oder Verkehrsmanagement. Bevor Menschen physisch Verkehrsteilnehmer werden, treffen sie Entscheidungen, wann und wie sie sich fortbewegen wollen. Das reicht vom täglichen Weg zum Einkaufen über die Geschäftsreise bis hin zum Ferienausflug. Zeit und Geld, Wetter und persönliche Kondition sind Faktoren, die bei den Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Hier setzt das Mobilitätsmanagement an. Für den Güterverkehr kommt die Logistik hinzu.

Soweit, so klar. Doch Begriffe unterliegen ebenso dem Wandel, wie die Dinge, die sie beschreiben. Damit komme ich auf die eingangs genannte Ausdehnung des Begriffs Verkehr zurück. Nachrichten oder besser formuliert Daten sind essentiell geworden für das Verkehrs- und darüber hinaus für das Mobilitätsmanagement. Wenn sich die “CyberWorld” immer stärker mit den physischen Prozessen des Verkehrs verbindet, dann müssen sich die Begriffe dieser Entwicklung anpassen. Damit das gegenseitige Verständnis derer erhalten bleibt, die sie verwenden. Eine solche Anpassung der Begriffsdefinitionen sollte zwei Aspekte berücksichtigen: interdisziplinäres Herangehen und fundierte Analyse der Entwicklung. Das verhindert oberflächliche und damit kurzlebige Begriffsdefinitionen. Hier besteht sicher noch Forschungsbedarf.

Solange Menschen (hoffentlich) nicht ausschließlich virtuell leben, bleiben Mobilität und Verkehr ein Begriffspaar, das zusammengehört. Deshalb habe ich meinen Blog untertitelt „Aus der Welt von Mobilität und Verkehr“. Der englische Titel „mobility and traffic“ ist Synonym für Informationen aus aller Welt.

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