Eine kleine Weihnachtspost aus und an Basel
Noch vor wenigen Jahren sah ich regelmäßig um acht Uhr morgens im Basler SBB-Bahnhof ein Stelldichein von internationalen Schnellzügen. Der TGV nach Paris, der ICE nach Berlin, Eurocityzüge nach Wien und Mailand, flankiert von Intercitytrains nach Zürich und Genf. Aus Moskau traf der Nachtzug ein, wenn er sich nicht verspätete. Heute fährt man meist von Zürich aus nach Österreich und Italien. Dennoch bleibt Basel ein europäischer Eisenbahnknotenpunkt. Und wem das Reisen mit der Bahn zu lange dauert, der kann vom Euroairport aus diese Destinationen per Flugzeug erreichen.
Basel ist eine sehr alte Stadt. Die Kelten siedelten hier. Später kamen die Römer und danach die Alemannen. Als Bischofssitz gehörte es zuerst zum Königreich Hochburgund und danach zum Heiligen Römischen Reich. Im Jahre 1501 trat die Stadt der Schweizerischen Eidgenossenschaft bei. Sie ist ihr Tor zur Welt, wenn man der kleinen Ausstellung „Verkehrsdrehscheibe Schweiz“folgen will, die im Hafen von Kleinhüningen zu sehen ist und einen Besuch lohnt.
Der Hafen ist übrigens eine gern besuchte „Location“ des Basler Kommissärs Hunkeler, dem der Schweizer Autor Hansjörg Schneider literarisches Leben eingehaucht hat. Die neun Bücher mit diesem etwas kauzigen Aargauer (Schneider stammt aus Zofingen) sind für mich eine Art Heimatliteratur geworden. Ich kenne (fast) alle Handlungsorte. Und dann noch die häufigen Ausflüge des Kommissärs ins angrenzende genießerische Elsass. Manchmal fährt er in den Schwarzwald. Auch dort lohnt die Küche vieler Restaurants.
In der Stadt im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz trafen sich zu allen Zeiten sehr unterschiedliche Leute. Was sie besprachen, hatte Folgen für Europa und darüber hinaus. Das Konzil von Basel tagte von 1431 bis 1449 und führte zur Trennung vom Papst. Ihm soll es zu viel an Reformeifer gewesen sein… vor Martin Luther. 1897 fand in Basel der erste Zionistenkongress statt und 1912 der Friedenskongress der Zweiten Internationale. Louis Aragon hat ihn literarisch in den „Glocken von Basel“ verewigt.
Geld stinkt nicht, sonst wäre in manchen Orten der Geruch unerträglich. Basel zählt nicht dazu. Understatement ist angesagt und nur die Vielzahl hochkarätiger Kunst lässt ahnen, welcher Reichtum vorhanden ist. Gäbe es nur nicht den weltweiten Drang, mit Hochhäusern auch Macht zu zeigen. Nun hat es Basel erwischt. Der Roche-Turm ist mit seinen 179 Metern Höhe nicht zu übersehen. Zum Glück steht das 1019 geweihte Basler Münster hoch oben auf dem Felsplateau und seine Türme überragen wie seit Jahrhunderten schon die Stadt (Foto).
Basel ist eine Stadt am Fluss. Der Rhein beschreibt hier einen Bogen und erinnert mich an das Lied „Dort, wo der Strom unsre Schiffe trägt, hat er Geschwätzigkeit abgelegt“ *. Bis Basel ist der Rhein schiffbar. Sehr beliebt bei den Einwohnern ist das Rheinschwimmen im August. Beim Tinguely-Museum steigt man in den Fluss, das Gepäck wasserdicht gepackt, und treibt schwimmend oder schwimmt von der Strömung getrieben bis zur Mittleren Brücke oder ein Stück weiter. Badeanstalten laden den ganzen Sommer über ein, sich im Rhein abzukühlen. Hunkeler alias Schneider sind Stammgäste.
Radfahren ist eine andere Fortbewegungsart und sie prägt neben vielen Trams den Basler Straßenverkehr. Autofahrer brauchen gute Nerven und müssen schnell reagieren können. Da die Ausdehnung der Stadt nicht so groß ist, kommt man mit dem Rad oft am schnellsten zum Ziel. Ob mit dem eigenen Rad oder einem Leihvelo der Schweizer Bundesbahn, ich fuhr so manches Mal durch die Stadt und hinüber nach Deutschland und Frankreich.
Basel ist auch die umgebende Landschaft. Der andere Halbkanton: Baselland. Auf den zum Juragebirge hin ansteigenden Hügeln blühen im Frühjahr weiß rot die Kirschbäume. Baselbiet ist Kirschenland. Und an vielen Hängen, wo die Sonne warm scheint, wächst der Wein. Wie im angrenzenden Badischen oder im Elsass. Ich bin häufig durch diese Gegend gewandert. Das Tram fährt einen fast bis an jeden Startpunkt. Wer weiter will, nimmt die S-Bahn.
Der Ausbau der S-Bahn gehört zu den großen Verkehrsprojekten in der Region. Auch die Tram fährt wieder über die Landesgrenze hinaus. Vor einem Jahr wurde die Strecke ins deutsche Weil am Rhein in Betrieb genommen. Konkret geplant werden zwei Verbindungen nach Frankreich. Das hilft den vielen Pendlern, von denen allerdings manche bangen, welche Folgen der Volksentscheid zur Begrenzung der Zuwanderung haben wird. Die Mehrheit der Stadt-Basler hatte sich übrigens gegen Beschränkungen ausgesprochen.
Basel ist eine europäische Stadt. Und dieser Blogbeitrag ein weihnachtlicher Gruß aus und an Basel.
* Rockband „Puhdys“, Quelle: www.songtexte.com