Fontane auf dem Fahrrad

    

schlepzig gross-wasserburg hauptspree

Der Fernradweg Berlin – Dresden führt durch den Spreewald und das neue Lausitzer Seengebiet. An und abseits dieser Route gibt es vom Fahrrad aus manches zu entdecken. Bequemer und schneller als zu Fontanes Zeiten. 

Fontane auf dem Fahrrad klingt ein bisschen wie „Molière auf dem Fahrrad“ , ein kleiner aber feiner französischer Film (2012, Hauptrolle Fabrice Luchini). Viel gemeinsam haben sie nicht. Bis auf die Abgeschiedenheit der weiten Landschaft. Fontane hat seine “Wanderungen durch die Mark Brandenburg” nur teilweise zu Fuß unternommen. In Pferdekutschen und auf Booten soll er die “Lande zwischen Elbe und Oder” erkundet haben. Vom Fahrradfahren liest man nichts. Das wäre im märkischen Sand und auf dem dörflichen Kopfsteinpflaster sicher strapaziös gewesen. Und das tourentaugliche Fahrrad wurde erst später entwickelt. Doch der Titel “Fontane auf dem Fahrrad” ging mir nicht aus dem Kopf, als ich mal wieder durch die Lausitz radelte. “Zustände von Armut und Verwahrlosung schieben sich in die Zustände modernen Kulturlebens ein… wo es gut sein könnte, da triffst du es vielleicht schlecht, und wo du das Kümmerlichste erwartest, überraschen dich Luxus und Behaglichkeit” (Theodor Fontane 1864).

Meine Radtour führte von Baruth/ Mark über Märkisch-Buchholz und Groß Wasserburg nach Lübben. Von dort aus fuhr ich am nächsten Tag nach Senftenberg. Ich wollte ein weiteres Stück des Fernradwegs Berlin – Dresden erkunden. Genauer gesagt, den Abschnitt, der durch die Lausitz führt.

In Baruth hatte ich im vorletzten Jahr Station gemacht, als ich auf “selbstgestrickter” Route von Dresden nach Berlin geradelt bin (Blogbeitrag 27. August 2015). Der Weg von hier aus nach Märkisch-Buchholz beschreibt (vom Fläming kommend) in etwa die nordwestliche Grenze der Lausitz. Märkisch Buchholz hieß bis 1937 Wendisch-Buchholz und ist heute mit knapp 800 Einwohnern die kleinste Stadt Brandenburgs. Die Kirche steht in der Mitte und einen Lebensmittelladen gibt es auch. Nicht weit vom Markt entfernt kann man in einem kleinen Eckhaus Spreewälder Spezialitäten kaufen. Die freundliche Dame fungiert zugleich als örtliche Touristeninformation. Von ihr erfuhr ich, wo der Schriftsteller Franz Fühmann (1922 – 1984) wohnte und wie ich sein Grab auf dem hiesigen Friedhof finde. Außerdem: Reste eines Jüdischen Friedhofs mit alten Grabsteinen sind am Stadtrand im Wald unter hohen Bäumen verborgen. Durch Märkisch-Buchholz führt der Dahme-Radweg. Ihm folgt bis hierher der von Berlin kommende Fernradweg des Dresdner ADFC. Im weiteren verläuft dieser auf dem “Hofjagdweg” bis Groß Wasserburg, wo er den Spree- und den Gurkenradweg trifft. Nun ist man im Unteren Spreewald. Die Landschaft ist weiter und seenreicher als südlich von Lübbenau, wo der Spreeradweg das Passieren zahlreicher steiler Holzbrücken verlangt. In Schlepzig trifft man auf die Schiffer mit ihren Spreekähnen. Das wiederholt sich in Lübben, einer sehenswerten Kleinstadt.

Für meine weitere Fahrt habe ich zum schon genannten Fernradweg noch eine andere Variante zur Auswahl: das ADFC-Tourenportal bietet eine ca. zehn Kilometer kürzere Strecke bis Senftenberg an. Ich folge dieser. Ohne Fahrrad-Navi bin ich auf die ausgedruckten PDF-Pläne angewiesen. Die sind sehr genau und führen mich größtenteils über Abschnitte der bekannten Brandenburger Radwanderrouten. Nur zum Schluss wird es spannend. Ich soll die Straße durch den stillgelegten Teil des Tagebaus Meuro nehmen. Offiziell ist die Durchfahrt verboten. Doch außer mir sind hier viele Autofahrer unterwegs. Irgendwann endet die Straße und mündet ohne Wegweisung in eine andere. Die ist auf meinem Plan nicht eingetragen… Zum Glück kommt ein kleiner Transporter vom Straßendienst. Der hält an und ich erfahre, in welche Richtung ich fahren soll. Bald komme ich am Zielort Senftenberg an. Fontane wäre – ohne Fahrrad – vermutlich an einem Tage nicht so weit gekommen.

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