Teufelsberg, Großer und Kleiner Müggelberg, und demnächst mit der Seilbahn auf den Kienberg. Im April 2017 öffnet hier die Internationale Gartenausstellung Berlin (IGA 2017). Ein temporäres Event mit Langzeitwirkung als Teil der “Strategie Stadtlandschaft Berlin” am Rande der Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf. Auch andernorts trifft grüne Infrastruktur auf smarte Mobilität. Zwei Besuchsnotizen.
Seilbahn auf dem IGA-Gelände (Foto: Stefan Grahl)
Kreuzberger Nächte sind lang und die im Prenzlauer Berg auch nicht kürzer. Mit Bergsteigen hat das (fast) nichts zu tun. Der Große und Kleine Müggelberg hingegen erheben sich aus der umgebenden Landschaft von Wald und Wasser. Ebenso der aufgeschüttete und begrünte Teufelsberg im Grunewald. Mehr als vierzig Prozent der Berliner Stadtfläche sind Grün- und Freiflächen. Und damit eine riesiges Potenzial und eine große Chance, dem Klimawandel so zu begegnen, dass vitales urbanes Leben möglich bleibt. Hier setzt die Strategie Stadtlandschaft Berlin an. Die Bundesstiftung Baukultur hatte deshalb Ende September 2016 nach Berlin eingeladen, um über Grüne Strategien für die Stadt zu diskutieren. Die zweitägige Veranstaltung fand in Marzahn statt, wo im April 2017 die Internationale Gartenausstellung eröffnet werden soll. Dort gibt es schon die “Gärten der Welt” und sie werden Teil einer mehr als doppelt so großen grünen Stadtlandschaft sein. Der Kienberg gehört dazu. Wie der Teufelsberg und der “Mont Klamott” im Friedrichshain entstand er vor allem durch Aufschütten von Trümmern aus dem Zweiten Weltkrieg. Während man bisher den 102 Meter hohen (!) Hügel nur zu Fuß erklimmen konnte, werden die IGA-Besucher bequem mit der Seilbahn hinaufbefördert. Der Fahrpreis ist im Ausstellungsticket inkludiert (Einzelpreis 20 Euro). Was es es nach Ende der Gartenausstellung im Oktober 2017 kostet, war noch nicht zu erfahren. Dann soll der Volkspark Kienberg frei zugänglich sein und vor allem den Einwohnern der Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf als Naherholungsgebiet dienen.
Womit die Frage steht, wie die Berliner Nachbarn und ihre Gäste aus Pankow, Wilmersdorf, Köln und Hamburg dorthin gelangen. Die einen zu Fuß und mit dem Fahrrad, die anderen mit der U-Bahn. Tatsächlich fährt man heute schon vom Alexanderplatz mit der U5 bis zum östlichen Eingang. Die Station wird zurzeit modernisiert. Im Jahre 2020 (…) fährt die U-Bahn vom Hauptbahnhof aus ins Grüne. Ob dann auch die Seilbahn noch weiter betrieben wird, soll später entschieden werden. Und so bleiben das Auto und der Bus die vermutlich am meisten genutzten Verkehrsmittel, um zum Kienberg zu gelangen. Leider gehört die Berliner Verkehrsgesellschaft (noch) nicht zu den Sponsoren der Ausstellung. Andernorts gilt die Eintrittskarte zugleich als Nahverkehrs-Fahrschein hin und zurück…
Wenige Tage nach der Exkursion zum IGA-Gelände trafen sich in Berlin-Mitte engagierte und von der Digitalisierung beseelte Verkehrsexperten zu einer Tagung über das Mobilitätsmanagement von Morgen. Unter dem Titel “Zukunftschancen durch integrierte Daten und vernetzte Technologien” erklang wieder das Hohelied auf die digitale Revolution. Autos kommunizieren miteinander und mit der Straßeninfrastruktur. Via Smartphone-App bewegt sich der kundige Nutzer des Öffentlichen Verkehrs flexibel durch das “Dickicht der Städte” (Bertolt Brecht). Auch Radfahrer und Fußgänger können intelligent (fremdgesteuert) unterwegs sein. Das bietet zugleich die Chance, auf solche Art vernetzte Verkehrsteilnehmer durch die nach und nach zu verknüpfenden städtischen Grün- und Freiräumen zu leiten. Auf Rad(schnell)wegen im Grüngürtel und entlang von Flüssen oder wieder freigelegten innerstädtischen Wasserläufen. Smarte “graue” Infrastruktur (wie die Landschaftsplaner sie etwas abschätzig nennen) trifft auf “grüne” Infrastruktur. Bleiben noch die Mountainbiker und Wanderer auf den Teufelsberg oder die Müggelberge. Vielleicht nutzen sie eines Tages eine App namens “Herrliche Berge, sonnige Höhen…Berlin”. Mit dem Sound des alten Volkslieds.