Alle kommen ans Ziel

hh-elbphilharmonie-2013-2     hh-2013-05(Fotos: Stefan Grahl)

Alle kommen ans Ziel. Mit diesem Slogan hat die Hamburger Wirtschafts- und Verkehrsbehörde das Mobilitätskonzept für die Olympischen Sommerspiele 2024 vorgestellt. Der Hürdenlauf ist die erste Disziplin: am 29. November 2015 entscheiden die Hamburger, ob sie die Bewerbung wollen. 2017 fällt das IOC seine Entscheidung.

Am vergangenen Dienstag hat die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation mit dem Slogan „Alle kommen ans Ziel“ ihr Mobilitätskonzept für die Olympischen und Paralympischen  Spiele 2024 in der Hafenstadt an der Elbe präsentiert. Man nimmt sich viel vor:

– Die Spiele finden im Herzen der Stadt, am Wasser und am Hafen statt, sollen Spiele der kurzen Wege sein, bei denen alle sicher und barrierefrei ans Ziel kommen.

– Umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Busse, Bahnen, Rad- und Fußverkehr haben Vorrang.

– Die Spiele wirken als Katalysator für eine nachhaltig orientierte Mobilität in Hamburg.

– Der neue Stadtteil OlympiaCity wird Vorbild für eine klimafreundliche und verkehrssparsame Mobilität.

Alle kommen ans Ziel meint die Sportler und Besucher, in Summe 4 Mio. Gäste, vor allem aber die Bevölkerung und die Wirtschaft. Die Olympiade in London 2012 hat gezeigt, dass das Alltagsleben einer Metropole durch die Spiele nicht erheblich eingeschränkt werden, es keinen Ausnahmezustand par excellence geben muss. Diesen Anspruch stellt sich Hamburg auch. Zumal die Stadt und der Hafen ein Räderwerk sind, das Tag und Nacht läuft. Doch es gibt viel zu tun.

Kommt man heute, um nur ein Beispiel zu nennen, am Hauptbahnhof an, ist es schwer vorstellbar, wie dort ohne erhebliche Veränderungen große Menschenmengen zügig und gefahrlos bewältigt werden können. Die aktuelle Situation, im Bahnhof „gestrandete“ Flüchtlinge, die nach Skandinavien weiter wollen, scheint demgegenüber nur ein kleines Problem.

Die Elbe fließt durch Hamburg und hat schon viel gesehen. Zwischen 1850 und 1939 war Hamburg das „Tor zur Welt“ für über fünf Millionen europäische Auswanderer. 1901 eröffnete die HAPAG auf der Elbinsel Veddel fünfzehn neue Auswandererhallen, deren Anzahl in den Folgejahren verdoppelt werden musste. 1913 wurde die Höchstmarke von über 170 000 Emigranten erreicht. Hamburg war anstelle von Bremen Deutschlands größter Auswanderungshafen geworden. Heute zeigt das Museum „BallinStadt“ in drei rekonstruierten Hallen, wie Hamburg an der Elbe Ankunft, Aufenthalt und Weiterfahrt der Emigranten organisiert und effektiv bewältigt hat. Sicher kein geläufiges Argument für Olympia, aber doch ein Beispiel für die gute Lösung großer Aufgaben.

Den Hafen in vielen Facetten gesehen, gezeichnet und gemalt hat Anfang des 20. Jahrhunderts ein Künstler, der sich Hamburg sehr verbunden fühlte, Emil Nolde. In der Kunsthalle ist seit September (und bis Februar 2016) die Ausstellung „Nolde in Hamburg“ zu sehen. Ihr Schirmherr war Helmut Schmidt.

Der Lotse ging am Dienstagnachmittag von Bord, wie „Die Welt“ schrieb. Hamburg trauert und die Blog-Überschrift gerät zur Metapher.

Noch einmal zum Hafen: Die nächste Transatlantik-Passage der „Queen Mary 2“ von Hamburg nach New York startet am 21. Juni 2016. Schon ab 2.390 Euro ist man dabei… Und im Gegensatz zu den meist armen Auswanderern von 1901 im Zwischendeck der Überseeschiffe und den Flüchtlingen des Jahres 2015 lässt sich wohl sagen: Alle kommen ans Ziel.

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