Als die Bilder laufen lernten

oder: die alltäglichen Schwierigkeiten beim Schreiben von Forschungsberichten

Als die Bilder laufen lernten ist eine Metapher für die ersten Stummfilme. Personen, die bislang nur statisch auf Fotografien abgebildet waren, begannen sich vor den Augen der Betrachter zu bewegen.

Dass Bilder laufen können, zeigt sich auch an ganz anderer Stelle. Zum Beispiel im Word-Programm von Microsoft Office. Dort gibt es die Funktion „Einfügen von Bildern“. Fügt man Grafiken an den vorgesehenen Stellen in den Text ein, dann ist nicht sicher, dass es in der gewollten Weise geschieht. Meistens taucht irgendwo ein Rahmen auf und beim zweiten Hinsehen entdeckt man den Button für die Bearbeitung. Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Bilder tatsächlich sichtbar zu machen. Es ist ein bisschen wie „Trial and Error“. Um zu erfahren, wie es am besten geht, klicke ich auf das Hilfe-Signet. Mit ein bisschen Glück finde ich den Suchbegriff, der zur Anleitung führt. Im konkreten Fall der Frage nach dem Einfügen von Grafiken schickt mich das Programm zu einem User-Forum von Word 2010. Dumm ist nur, ich nutze Word 2013…

Mittlerweile hat das Bild laufen gelernt und ist an eine andere Stelle im Text gewandert. Dort bleibt nichts mehr wie es sein soll, auch die anderen Grafiken wechseln ihre Position. Da hilft nur, ganz schnell die Datei ohne Speichern zu schließen, um wenigstens den bereits bearbeiteten Text zu retten. Und den Vorgang zu wiederholen. Hat man dann das Bild an der vorgesehenen Stelle platziert, und natürlich die Datei sogleich gespeichert, kommt die nächste Hürde: das Einfügen der Beschriftung. Es geht zunächst ganz einfach. Aber die automatische Nummerierung des Bildes stimmt oft nicht. Mal ist die Zahl zu hoch, mal zu niedrig. Was nun? Ich überprüfe Position und Größe der Bilder, die Festlegungen zur Einbindung, alles scheint richtig zu sein. Dann lösche ich die schon vorhandenen Bildtitel auf der Seite und fange nochmals an. Siehe da es klappt. Vielleicht liegt das Problem darin begründet, dass der Text zweispaltig geschrieben werden muss. Es gibt noch ein weiteres Hilfsmittel: am Ende des Dokuments ein Abbildungsverzeichnis einzufügen. Dann sieht man, ob die Reihenfolge und Beschriftung der Bilder vollständig sind. Mit den Links aus diesem Verzeichnis lassen sich auch „verschwundene“ Grafiken und Titel wiederfinden. Denn wie gesagt, die Bilder haben laufen gelernt, und wenn sie clever sind, können sie sich sogar verstecken.

Kann sich der Mann keine versierte Unterstützung für das Schreiben des Berichts leisten, werden Sie jetzt fragen. Sicher, mein „learning by doing“ kostet oftmals viel Zeit, und es gibt Fachkräfte, die besser als ich mit Word umgehen können. Doch die Zeiten, in denen eine Sekretärin die Fleißarbeit macht, sind für mich schon lange vorbei. Nicht aus Kostengründen, das lässt sich einkalkulieren, sondern einfach aus der Tatsache heraus, dass das Schreiben eines Forschungsberichts inhaltliche Arbeit und formale Gestaltung zugleich sind. Ob man das bei Microsoft auch so sieht?

Übrigens, der aktuelle Forschungsbericht, bei dem die Bilder wieder laufen lernten, hat statische (!) Verkehrszeichen zum Gegenstand. Neue Lokalisierungstafeln auf den Autobahnen im Raum Hamburg sollen Verkehrsteilnehmern helfen, Meldungen über Unfälle, Pannen usw. mit genaueren Ortsangaben zu versehen. Damit die Einsatzkräfte schneller an die richtige Stelle kommen.

Vor der Veröffentlichung des Berichts können Sie sich darüber auf der offiziellen Website von Hamburg informieren.

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